21. Dezember
Yuta schaute gedankenverloren aus dem Fenster ihrer Pflegestelle. Draußen war es noch dunkel, aber schon bald würde die Sonne aufgehen und ein wenig Licht ins Zimmer scheinen lassen. Bis dahin würde sie sich aber noch den schönen klaren Sternenhimmel angucken. Plötzlich erblickte sie ein Funkeln, das immer größer wurde. „Ist das eine Sternschnuppe?“, wunderte sich Yuta. Schnell wurde klar, dass dieses Funkeln keine Sternschnuppe war, sondern etwas ganz Anderes. Ja, davon hatte Yuta schon einmal gehört, angeblich gibt es da diese sogenannten „Weihnachtselfen“, die Katzen besuchen, die ganz besonders dringende Wünsche haben.
„Aber warum sollten sie denn zu mir kommen, mir geht es doch eigentlich ganz gut?“, überlegte Yuta. Zu mehr kam sie nicht, denn ihr Gedankenfluss wurde jäh unterbrochen von jenem Funkeln, welches ihr nun als leuchtende Kugel keine 20 cm vor der Nase schwebte. Bevor Yuta jedoch ihrem Spieltrieb nachgeben und die Kugel anstupsen konnte, verschwand die Kugel – und stattdessen erschienen Alena und Sean. Sie stellten sich vor und streichelten Yuta zur Begrüßung sanft über das Köpfchen. Bevor sie vor Wohlgefühl noch einschlief, musste Yuta jedoch fragen: „Sagt doch mal, warum seid ihr denn hier? Nicht, dass ich mich nicht über euren Besuch freue, aber es gibt doch sicher ganz viele Katzen, die euch mehr bräuchten?“ „Nun ja, entgegnete Anela, das mag stimmen, dennoch sehen wir, dass du sehr mit deinem Gewissen haderst.“
Ja, das stimmte. Yuta musste ständig an ihre Fellchen-Freunde in Spanien denken, denen es nicht so gut ging. Die krank waren, überfordert, oder sich in der Auffangstation vor Kummer bereits aufgaben. Alleine der Gedanke trieb ihr Tränen in die Augen. „Siehst du?“ meinte Sean, dem das Ganze nicht entgangen ist. „Wir sind hier, um sowohl dir als auch den Katzen zu helfen, um die du dich so lieb sorgst, Yuta. Wir möchten, dass du ein tolles Für-Immer-Zuhause findest, in dem du endlich richtig ankommen kannst und dadurch gleichzeitig einem Fellchen einen Platz auf dieser großartigen Pflegestelle sicherst.
Yuta dachte kurz nach. Das wäre eine echte Win-Win-Situation, einfach perfekt. Ihr Gesicht hellte sich auf bei dem Gedanken, dass sie dabei helfen konnte, eine Katze zu retten und gleichzeitig selbst eine eigene Familie zu haben, bei der sie einfach sein konnte wie sie war.
„Siehst du?“, lächelte Anela, „Du brauchst wirklich kein schlechtes Gewissen haben, auch du bist schließlich nicht ohne Grund auf einer Pflegestelle, immerhin hattest du ja schon eine Familie, die dich leider aus persönlichen Gründen, für die du gar nichts konntest, abgeben musste. Du hast es genauso verdient, eine Familie zu finden und endlich anzukommen wie jedes andere Fellchen auch.“
Dankbar schnurrte Yuta die beiden Weihnachtselfen an, die sich mit dem Versprechen verabschiedeten, ihren Wunsch weiterzutragen und zu verbreiten.„Frohe Weihnachten, liebe Yuta.” riefen sie noch, bevor sie wieder, eingehüllt in einer funkelnden Kugel, verschwanden. „Frohe Weihnachten.”, antwortete Yuta, und blickte ihnen mit leuchtenden Augen nach.