Sieben-Katzenleben e.V.

Geburts­tags­fest

Wow, ist das voll geworden! So viele Glücksfellchen und so viele Luftballons! Was für eine tolle Party das geworden ist. Danke an alle, die das möglich gemacht haben. Fluse hat uns zum Abschluss der Party noch ein Video mitgebacht!

 

Es ist endlich wieder soweit! 

 

Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an die Sonderaktion „Gemeinsamer Weg“ zu Ostern diesen Jahres. Unser Notfellchen Valentina hatte die Aktion begleitet.

Gemeinsam wurden viiiieeeele Pfotenabdrücke gesammelt, Valentina hat tolle Geschenke an die Unterstützer verteilt und die tierärztliche Behandlung mehrerer Notfellchen konnte dank der von euch mit so viel Herz gespendeten finanziellen Mittel bezahlt werden.

Nachdem Valentina zu Ostern digital den langen und wundervollen gemeinsamen Weg entlangtapste, hat sie nun auch im realen Leben das Ziel ihres ganz persönlichen – und zu Anfang alles andere als wundervollen – Weges erreicht:

Endlich ist sie in ihrer Familie angekommen und darf alles sein was sie will. Und sie will offenbar einfach nur wild, lebensfroh und energiegeladen sein.

Valentina ist eine von vielen Katzen, die aus unterschiedlichsten, oft lebensbedrohlichen Situationen gerettet werden konnten – und zwar, auch Dank eurer Hilfe, seit heute genau 13 Jahren.

Wenn das kein Grund zum Feiern ist!

 

Unsere Glücksfellchen kommen deshalb zu einer großen Geburtstagsparty zusammen und erzählen euch von ihren Erlebnissen. Sie erzählen, wie es ihnen ging, bevor Ana sie aufgenommen hat und was mit ihren felligen Freunden passiert ist. Sie erzählen von Hunger und Schmerz. Von Verlust und Angst. Davon, wie Freunde totgeprügelt wurden. Vergiftet. Totgebissen.

Und sie erzählen von der Hoffnung. Und davon, wie sich alles plötzlich verändert hat. Davon, wie Anas Liebe und die Geborgenheit in ihren Familien die Angst besiegt haben. Davon, wie eure Unterstützung ihre Näpfchen gefüllt und medizinische Versorgung ermöglicht haben.

Wie Schmerz und Hunger bald nur noch düstere Erinnerungen waren. Diese Aktion feiert 13 Jahre gemeinsamer Arbeit gegen das stumme Leiden.

Wir feiern 13 Jahre erfolgreiche Tierschutzarbeit mit vielen nachhaltigen Erfolgen und vielen Katzen, deren Welt heute statt von Hunger, Angst und Schmerz von einem liebevollen Zuhause geprägt ist.

 

Valentinas persönliche Geschichte macht den Anfang. Im Video könnt ihr ihren persönlichen Weg anschauen.

Triggerwarnung: Ihre Verletzungen waren erheblich und einige Bilder zeigen die Wunden und medizinische Maßnahmen sehr deutlich.

 

Elmo (Elpizo)

“Hey Eliza, schau mal!” Valentina ist ganz aufgeregt und strahlt wie immer die pure Freude aus.

“Eliza, komm schnell!” ruft sie, während ihr Schwänzchen aufgeregt hin und her peitscht. Eliza spürt schon, wie Valentinas übergroße Lebensfreude sie ansteckt. Irgendwie scheint für Valentina immer alles toll und bunt und aufregend zu sein. Manchmal ist das etwas anstrengend, aber im Grunde freut sich Eliza mit ihr. Sie seufzt und trabt leichtfüßig in Richtung der freudigen Rufe ihrer Fellchenfreundin. “Was sie wohl jetzt wieder hat?” fragt sich Eliza halb genervt, halb amüsiert – als es ihr die Sprache verschlägt.

Ungläubig schaut sie sich in dem Raum um, in dem die Geburtstagsfeier stattfindet – In kürzester Zeit hat sich der Raum schon in ein buntes Luftballon – Wunderland verwandelt! “Woooow! Sind die alle für uns?!”, fragt Eliza ungläubig. “Die sind von den unfassbar tollen Unterstützern der Sieben-Katzenleben Familie”, erklärt Valentina, zu Tränen gerührt. “Die Luftballons sind für unsere Feier und jeder einzelne steht für all unsere Wünsche für die Katzen in Spanien, denen es so schlecht geht, wie uns früher! – Hey, und schau mal da! Da kommt auch noch ein Gast!”

“Der sieht aber schön flauschig aus”, bemerkt Eliza augenzwinkernd. “Na dann, mein plüschiger Freund, erzähl doch mal, wer bist du und wie war das denn früher bei dir?”

Und der knuffige Langhaarkater beginnt zu erzählen:

“Hallo Leute! Ich bin Elmo. Naja, eigentlich heiße ich ja Elpizo. Aber meine neue Familie in Deutschland meint, der Name Elmo passe besser zu Mimo, Momo und Max, meinen drei Fellfreunden.

Mimo und Momo kommen, wie ich, auch aus Spanien. Max ist ein deutscher Landsmann. Das macht aber gar nichts, denn wir Katzen sprechen weltweit die gleiche Sprache: miau! Wobei meine Menschen oft über mich lachen. Angeblich hört sich mein miauen eher an wie ein Brummen. Pah…

Bisher meinte es das Leben nicht allzu gut mit mir. Ich musste mich in Andalusien ganz alleine durchkämpfen. Einzig und allein ein kleiner Pappkarton gab mir Sicherheit. Manche Tage und Nächte verbrachte ich in diesem Karton, sowohl im Sommer, als auch im Winter.

Doch irgendwann sollte es für mich bergauf gehen. Die liebe Ana, eine tolle Frau, sag ich euch, fand mich und nahm mich bei sich auf. Schnell war ihr klar, dass ich nicht ganz gesund bin.

Ganz schön viele Zähne waren hinüber. Kein Wunder, daß mir die Schnute immer so weh tat. Und Katzenaids (Fiv) habe ich mir auf der Straße auch wohl eingefangen. Aber kann man mir das verübeln? Musste ich doch oft um mein geliebtes Futter kämpfen.

So, kommen wir zurück zu Ana… Sie entschied dann irgendwann, dass ich wohl ein besseres Leben verdiene, sodass sie ganz viele Fotos von mir machte und diese ins Internet stellte. Uuuhh, dachte ich; ich bin ein zerzaustes weißes Plüschmodell und die ganze Welt kann mich betrachten. Das war ganz nach meinem Geschmack. Wer weiß, vielleicht starte ich ja irgendwann mal eine große Modellkarriere.

Später wurde ich dann mit ganz vielen anderen Katzen in einen großen Lieferwagen verfrachtet. 2 Tage waren wir unterwegs. Auf der langen Reise erzählten wir uns Geschichten, mal lustige, mal gruselige, mal traurige. Als wir dann wieder mal einen Stopp einlegten, wurde ich einer mir fremden Frau übergeben. Heute weiß ich, dass sie Vanessa heißt. Vanessa quatschte mich in einer fremden Sprache voll, ohne Punkt und ohne Komma. Mein Gott, wollte ich doch nur meine Ruhe haben. Aber Vanessa schien ganz nett zu sein, also brummte ich zurück, und sie quatschte noch mehr.

Dann war da auch noch so ein großer Typ, Marcel. Ruhiger als Vanessa, aber auch sehr lieb.

In meinem neuen Zuhause in Köln wurde ich von den Beiden erstmal in ein separates Zimmer gebracht. Hier roch es nach anderen Katzen. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, dabei wohne ich jetzt schon seit einem Jahr bei den Beiden. So ein Gefühlschaos: Vorfreude, Aufregung, Angst… Außerdem war ich unglaublich müde.

Schnell merkte ich, dass ich in Sicherheit war, sodass ich die vielen Streicheleinheiten, das kuschelige Bett und das unverzügliche Futter in vollen Zügen genießen konnte. Hätte ich da nicht diese fürchterlichen Zahnschmerzen gehabt. Das wünscht man seinem ärgsten Katzenfeind nicht. Aber auch das war relativ schnell Geschichte, denn Vanessa und Marcel brachten mich zügig zu einem Zahnklempner. Einige Beißerchen musste ich bei ihm lassen. Kein Problem für mich, denn auch mit nur wenigen Zähnchen lässt sich prima fressen, notfalls kaue ich halt auf der Felge.

Als dann irgendwann die Zimmertür für mich geöffnet wurde, begegnete ich als erstes Mimo. Er wartete schon die ganze Zeit ungeduldig auf der anderen Seite der Tür auf mich. Mimo war es auch, der mir ins Ohr flüsterte, daß ich jetzt einer neuen tollen Großfamilie mit 2 Menschen und drei weiteren Katzen angehöre. Ich durfte mich überall frei bewegen. Im Haus, im eingezäunten Garten, auf der Terrasse. Baoh, glücklicher kann Katze kaum sein. Und weil auch meine Menschen so glücklich sind mit uns Vierbeinern, hat der Marcel für jeden von uns ein Video gemacht. Schaut euch meins gerne an, ich finde es ist ihm echt gut gelungen.”

Zu meinem Video!

 

Darling, Fabricio, Toulouse, Naoko und Huchu

Eliza und Valentina freuen sich gerade noch mit Elmo, der seine Geschichte eben beendet hat, als ein bunter Trupp von 5 Katzen den Partyraum betritt. Ein klein wenig irritiert sind die Partygäste schon, als Darling, ein älterer Kater, schnurstracks auf sie zutrabt und alle erstmal freundschaftlich putzt.

Ein glückliches Glucksen, das Darling dabei von sich gibt, bringt die anderen zum Lachen. Sogar Toulouse, die andere Mädchen eigentlich nicht so gern hat, entspannt sich dank der ausgelassenen Stimmung. Naoko schaut sich mit ihren großen Augen staunend um. “Wow, das sieht aber feierlich aus!”, sagt sie. “Habt ihr die alle aufgehängt?”

“Nein, die erscheinen hier immer einfach so!” erklärt Valentina freudestrahlend.

“Das ist ja wie Magie!” Huchu springt vor Energie strotzend nach den Luftballons.

“He, nicht kaputt machen!” geht Fabricio erschrocken dazwischen. “Michaela hat gesagt, wenn du wieder Flausen im Kopf hast, soll ich aufpassen, dass du wenigstens die Luftballons in Ruhe lässt. Die sind wichtig, weil sie Geschenke von unseren Menschen-Freunden sind. Ich weiß zwar nicht genau, warum wir Luftballons bekommen, wenn wir nicht damit spielen dürfen, aber wenn Michaela das sagt, ist das wichtig!”

“Die sind symbolisch.” erklärt Valentina. “Genau”, ergänzt Eliza. “Die stehen für Spenden, die liebe Menschen bei der Geburtstagsaktion beigesteuert haben, um den Katzen zu helfen, die es noch nicht in ihre Familie geschafft haben. “

“Ich weiß noch genau, wie das war!” Huchu hört für einen Moment damit auf, im Kreis zu traben und schaut beklommen in die Runde.

“Ähm, was machst du da?” fragt Fabricio. “Ich zähle die vielen Luftballons.” Huchu trabt weiter, sein Blick huscht von Ballon zu Ballon.

Naoko nimmt den Faden wieder auf und erzählt: “Ich weiß nicht mehr so viel von früher. Ich wurde in eine Perrera gebracht und mir ging es dort sehr schlecht.” Toulouse schaut sie mit großen Augen an. “Du warst in einer Perrera? Das wusste ich ja gar nicht. Wie ist es denn dort so?”

Naoko, deren feine Züge von ihren wunderschönen, riesigen Augen beherrscht werden, zuckt zusammen. Fast unmerklich weiten sich ihre Pupillen vor Angst. Es ist die Angst vergangener Tage. Ihre Augen sehen rostige Gitterstäbe, einen dunklen Raum, die Bewegungen dutzender anderer Tiere.

Mehr noch als das, was ihre Augen in den trüben Nebeln ihrer Vergangenheit wahrnehmen, ängstigen sie die Gerüche und Geräusche. Sie erstarrt, als die Szenerie der Perrera sich in ihrer Fantasie vervollständigt.

Hartes, halb verrostetes Metall unter ihren Pfoten. Unablässig drehen sich ihre Ohren in alle Richtungen, denn überall lauern Gefahren. Hundegebell, aggressiv, frustriert und angsterfüllt. Ein Chor gepeinigter Stimmen aus hunderten leidenden Hundekehlen, der niemals auch nur eine winzige Pause macht. Das klagende Maunzen der Artgenossen wird vom Geräusch zu langer Krallen auf Metallböden begleitet und vom lauten Krachen der Aluminiumteile des Käfigs, wenn die Verzweiflung eine Katze dazu treibt, gegen die Käfigtüren zu springen. Es riecht nach Kloake, Angst und Tod.

Tagsüber, wenn die Hitze sich über die leblosen Tierkörper legt, ist der Gestank des Todes übermachtig. Der letzte Schrei der Tiere, die am Tag sterben, bringt meist ein Flehen und Angst und ein ungläubiges Anklagen: “Bitte tötet mich nicht! Warum tötest du mich? Warum tut alles so weh? Wo ist meine Familie?”

Die, die in der Nacht sterben, gehen leiser. Sie schleichen auf schwachen Pfoten aus dem Leben. Zu krank, zu hungrig oder zu traurig, um weiterzuleben.

“121!” ruft Huchu. Verwirrt blinzelt Naoko in die Runde. “Wie bitte?”

“Es sind schon 121 Luftballons!” ruft Huchu freudig. “Und in der Perrera ist es schlimm gewesen, ich war auch dort.”

“Also ich bin schon als Baby zu Ana gekommen.” sagt Toulouse. “Ich auch”, wirft Fabricio ein.

“Ich war als Baby ganz kurz in der Perrera.”, erzählt Darling. “Wir waren 15 Babys, aber wir waren alle sehr krank. Ich bin der Einzige, der überlebt hat. Das war vor vielen vielen Jahren. Ana und Sieben-Katzenleben e.V. haben noch nicht lange zusammen gearbeitet und die Möglichkeiten waren noch nicht so gut wie heute. Ich habe gespürt, wie Ana uns alle geliebt hat und wie jeder meiner Freunde, der starb, ihr das Herz brach.”

“Dann ist das so wie bei mir!” ruft Valentina. “Alle dachten, ich muss sterben, als ich ein Baby war. Ana hat mich nie aufgegeben und jetzt lebe ich glücklich mit Eliza in meiner Familie. So, wie ihr glücklich zusammen bei Michaela lebt, weil Ana euch niemals aufgegeben hat. Nicht einmal, als deine Freunde alle gestorben sind, Darling. Wie schlimm das für sie gewesen sein muss. Und für Dich…
Umso mehr sollten wir froh und dankbar sein für unser Glück und an die vielen armen Seelen denken, die immer noch in der Perrera sitzen und auf ein Zuhause warten.”

Luna, Mia und Cecilia

„Hey, was ist euer Lieblingsspielzeug?“ fragt Huchu gerade in die Runde, als Darling wie von der Tarantel gestochen aufspringt.
„Huch!“ Eliza ist zwar von Valentina einiges an Seltsamkeiten gewohnt, ist aber dennoch ein wenig irritiert: Darling tapst schnurstracks auf die Eingangstür zu, durch die gerade drei ältere Katzendamen schreiten.

Cecilia, die in der Mitte des Trios vorangeht, nimmt sofort eine Verteidigungshaltung ein. Sie sieht einerseits ängstlich aus, andererseits scheint sie auf Mia und Luna aufzupassen, die hinter ihr erschrocken stehen bleiben.

Noch bevor die drei wissen, wie ihnen geschieht, beginnt Darling damit, sie von Kopf bis Fuß abzulecken und auf seine Art – für den Geschmack der drei Ladys vielleicht ein wenig zu überschwänglich – zu begrüßen.

Cecilia erholt sich als erste von diesem Schrecken. Ein bisschen stolz ist sie schon darauf, wie weit sie ihre frühere Unsicherheit hinter sich lassen konnte. Sie hatte in verschiedenen Katzengruppen gelebt und sich nie wirklich wohl gefühlt. Andere Katzen machten sie sehr nervös. Früher wusste sie sich oft nicht anders zu helfen und jagte dann die anderen Katzen weg oder griff sie auch mal an, um ihrer Angst Luft zu machen. Manche andere Katzen griffen aber auch Cecilia an und verletzten sie sogar.

So war das ein ewiger Teufelskreis aus Angst gewesen, angreifen und angegriffen werden. Bis sie schließlich alleine in eine Familie einzog. Zu Beginn war sie dort auch noch voller Unsicherheit und Angst gewesen. Aber mit der Zeit fasste sie Vertrauen und fühlte sich immer wohler. Irgendwann zogen dann erst Lana, die leider schon ein Regenbogenkätzchen ist, und dann Luna mit ein. Das war zwar gruselig, aber ihr Frauchen und ihr Herrchen gaben ihr viel Zeit, sich an den Familienzuwachs zu gewöhnen. Das hatte ihr sehr geholfen und Lana und Luna wurden sogar richtige Freundinnen für Cecilia.

„Hallo ihr drei!“ ruft Valentina fröhlich. „Kommt doch zu uns, wir unterhalten uns gerade über unsere Familien und wie es davor so war.“

„Ich weiß gar nicht mehr so viel von davor“, überlegt Luna. „Ich erinnere mich an furchtbare Schmerzen im Mäulchen und an viele Untersuchungen. Ich wurde operiert und die Schmerzen verschwanden ganz schnell. Und dann hab ich Cecilia kennengelernt und wir haben uns angefreundet.“

Mia rollt etwas genervt mit den Augen in Richtung Luna. „Fangt jetzt ja nicht an zu streiten, wir sind auf einer Party!“, geht Cecilia vorsorglich dazwischen.

Mia lenkt ein: „Du hast ja recht. Ich hoffe ich kann mich auch bald noch mehr entspannen. Bisher ist alles noch ein bisschen überwältigend für mich.“

„Das verstehe ich gut“, sagt Cecilia, „mir ging es auch lange so. Ich habe gehört, Hyungwon und Tierno kommen auch, die beiden waren früher richtige Angsthasen, vielleicht können sie dir noch mehr Mut machen.“

„Was IST DENN NUN euer Lieblingsspielzeug?!“, platz Huchu heraus, der sich sichtlich Mühe gegeben hatte, sich zurückzuhalten.

Alle Partygäste schauen ihn etwas perplex an und rufen dann im Chor: „Na, Kartons natürlich!“

mia luna und cecilia

Tierno und Hyungwon 

„Oh, schau mal, da sind die beiden ja!“ Cecilia stupst Mia an und deutet Richtung Eingangstür, wo Hyungwon und Tierno sich triefnass von Darlings Begrüßungs-Putzaktion erholen.

„Er macht das echt bei jedem, oder?“ fragt Valentina kichernd.

„Jaaaa…“ antworten Naoko, Huchu, Fabricio und Toulouse im Chor.

„Hallo Tierno, hallo Hyungwon,“ begrüßt Mia die beiden. „Cecilia sagt, ihr seid Profis im Ängste loswerden.“

„Hallo Mia. Ich heiße jetzt Mr. Miyagi“ antwortet dieser.

„Das ist ja ein… ähm interessanter Name..“ stutzt Eliza, „wie kommst du zu denn zu dem?“

Mr Miyagi kann sich ein freches Schmunzeln nicht verkneifen: „Naja, mein Frauchen Nicole fand den Namen wohl passend… nachdem ich sie die ersten Monate immer angefaucht und nach ihr gepfötelt habe.. Ihr wisst schon.. ‚auftragen, polieren!‘ Und ja, du hast recht Mia, Tierno und ich waren früher ein bisschen ängstlich.“

„Du warst ein bisschen ängstlich, ich hatte wahnsinnige Panik vor Menschen,“ wirft Tierno ein.

„Panik?“ fragt Huchu mitfühlend und denkt an diesen schrecklichen Tag zurück, als er vor Angst völlig starr unter einem geparkten Auto gesessen hatte. Es war eine schlimme Erfahrung gewesen, als er zuerst von Ana unter Abschiedsküssen und einer letzten Umarmung in die Transportbox gesetzt wurde um dann eine weite Strecke in einem großen Auto zu reisen. Ana hatte ihm gesagt, dass eine Familie auf ihn wartet, aber er war so durcheinander gewesen, dass er nach der Ankunft sofort aus der Transportbox stürmte und durch eine offene Eingangstür, wie er heute wusste. Er fand sich orientierungslos auf einer Hauptverkehrsstraße wieder. Seine Familie war leider nirgends zu sehen und ihm dämmerte, dass er sie in der Panik wohl verletzt haben konnte. Immer wieder hörte er Menschen, die sagten, sie kommen von Sieben-Katzenleben e.V. und die Passanten nach ihm fragten. Aber er war zu durcheinander, um zu reagieren. Als sie ihn schließlich fanden und einfangen wollten, war er bereits völlig erschöpft und dennoch so panisch, dass die Kleider der Helfer blutverschmiert waren, bis sie ihn sicher in einer Box eingeschlossen hatten. Er mag sich nicht vorstellen, wie es wohl sein mag, sich die ganze Zeit oder immer wieder so zu fühlen.

„Ja,“ Tierno lässt ein wenig das Köpfchen hängen, dessen Wange eine Narbe ziert. „Menschen können ganz schlimme Dinge tun. Sie sind wirklich gefährlich. Deshalb hatte ich früher ganz schreckliche Angst vor ihnen.“

„Ach, Quatsch!“ ruft Valentina im Brustton der Überzeugung, „Hunde sind super gefährlich, Menschen helfen Tieren!“

Tierno lächelt sie traurig an: „Es gibt wohl beide Arten von Menschen schätze ich. Früher wusste ich das nicht. Ich kannte nur die gefährlichen Seiten. Ich bin auf der Straße geboren worden. Meine Mama hat mir beigebracht, Abstand von den Menschen zu halten. Sie erzählte mir davon, wie Menschen um Hotels herum giftiges Essen auslegen, damit wir Katzen sterben. Nur weil es sie stört, dass wir da sind. Weil sie es belästigend finden, wenn eine Katze sie freundlich begrüßt oder, von Hunger getrieben, versucht Abfälle zu erhaschen. Sie töten uns, weil manche von uns zu ihnen laufen und sie liebevoll anschauen oder ihr Köpfchen an ihren Beinen reiben. Sie sorgen dafür, dass wir qualvoll verenden, nur weil manche von uns vertrauensvoll, mit erhobenem Schwanz und beschwingtem Tapsen zu ihnen laufen und auf eine liebevolle Geste hoffen. Und das ist bei weitem nicht das Schlimmste, was sie tun. Jugendliche sind besonders gefährlich. Sie verbrennen manchmal eine Katze bei lebendigem Leibe – aus Langeweile. Und selbst kleine Kinder konnte ich schon beobachten, wie sie in Gruppen auf eine Katze losgingen. Auf sie einschlugen. Traten. Bis Knochen brechen und Blut aus den Mäulchen der Opferkatze lief. Und wo wir bei Opfern sind: Ich habe keine Worte dafür, was Menschen mit uns schwarzen Katzen an Halloween machen. Heute weiß ich, dass Ana vor diesem Feiertag extra Schichten arbeitet, um möglichst viele schwarze Katzen von der Straße zu retten. Dass sie in Schulen versucht Kindern beizubringen, Tiere gut zu behandeln. Damals dachte ich, alle Menschen sind so und hatte permanent Angst. Auch als ich schon lange im Gehege auf meine Familie gewartet hatte. Fast 5 Jahre lang saß ich im Gehege. Ana und andere Menschen kamen, gaben uns Futter, versuchten mich zu beruhigen, aber ich konnte meine Angst nicht loswerden. Ich versteckte mich immer am höchsten Punkt, den ich finden konnte. Mein Herz raste in wilder Panik und in der Erwartung, dass diese Menschen bald ihr wahres Gesicht zeigen und mich ein unaussprechlich qualvolles Ende erwartet.“

„Alter Schwede, du hast ja ein sonniges Gemüt“, wirft Toulouse halb aufmunternd halb verunsichert ein.

„Naja, mittlerweile eigentlich schon,“ erwidert Tierno.

„Oh ja,“ bestätigt Mr. Miyagi. „Er ist unfassbar penetrant und immer am Frauchen-Kuscheln.“

„Wie bist du deine Angst losgeworden?“ Mia schaut Tierno voll aufgeregter Erwartung an.

„Das ist in meinem Fall ein bisschen peinlich.. und ziemlich unnormal… und ganz definitiv nicht die Methode, die ich empfehlen würde…“

„Jetzt will ich es erst recht wissen!“ gespannt beugt sich Mia vor, um nur ja kein Wort zu verpassen.

„Naja… mein Frauchen ist ein bisschen.. ähm… wie heißt das positive Wort zu ‚verrückt‘?“ fragt Tierno.

„Mutig? Ähm, naja. Ich saß eines Tages am Fenster. Ich war starr vor Angst… und da kam plötzlich so ein komisches Gefühl auf. Sie hat es auch gespürt – obwohl ich überhaupt nicht danach ausgesehen haben kann hat sie gesagt: ‚Weißt du, mein Bauchgefühl sagt, das ist schon ok‘ und dann kam sie und hat mich gestreichelt. Einfach so. Ich habe gespürt, dass sie mich liebt und mir niemals etwas antun würde. Und jetzt weiche ich nicht mehr von ihrer Seite. Ich darf immer wenn ich will die ganze Nacht kuscheln und das mache ich auch ganz schön oft. Am Anfang war da noch Sammy, auch ein schwarzer Kater. Er ist mittlerweile leider verstorben. Aber dann kam Mr. Miyagi dazu. Am Anfang war er auch etwas schüchtern.“

„Ja, bei mir war die Annäherung aber ziemlich gemütlich,“ erzählt Mr. Miyagi. „Ich hab Frauchen mit Fauchen und Tatzenhieben klar gemacht, dass ich Zeit brauche und sie hat das total gut verstanden. Sie war immer da, aber hat mir meinen Raum gegeben, bis ich mich eines Tages nach ein paar Monaten entschieden hab, dass ich ihr vertrauen kann. Jetzt stell ich allen möglichen Kram an und sie darf mich dafür lieb haben. Ich höre oft, wie sie ihrer Betreuerin von Sieben-Katzenleben e.V. erzählt, wenn ich wieder frech war. Hehehe…“

Die Geschichte von Fluse:

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