Nun ist es schon über ein Jahr her: in der Nacht vom 4. auf den 5. Juli 2012 bin ich um zehn nach Mitternacht in Frankfurt gelandet. Ich kann Ihnen sagen, das war ein Abenteuer. Fix und fertig war ich, und auf dem Flughafen hab ich kaum noch Luft bekommen vor lauter Panik. Lange eingesperrt in einer Transportbox, Autofahren, Rumpeln, Flughafenlärm und dröhnende Motoren, starten, zwischenlanden, erneut starten, wieder landen, Geschaukel, Stimmen, die ich noch nie gehört hatte, fremde Gesichter und Gerüche … Doch heute ist alles so vertraut und liebevoll und alle Strapazen sind vergessen.
Ich hab mich deswegen heute früh vor meinem Menschen auf dem Schreibtisch aufgebaut, ihn – oder besser: sie – mit meinen großen grünen Augen angeschaut und ihr gesagt, sie soll meine Geschichte aufschreiben. Zur Feier unseres Einjährigen. Und damit andere Katzenfreunde sehen, dass auch Scheuchen wie ich zu wunderbaren Gefährten werden können und dass wir Geduld und Zuwendung verdient haben. Denn meist war unser “Leben davor” alles andere als geborgen. Ein Scheuchen aufzunehmen lohnt sich! Fragen Sie meine Dosine (so nenne ich sie, das ist die Koseform von Dosenöffnerin). Sie hat sich nämlich jeden Tag gefreut, wenn ich einen neuen Vertrauensbeweis gezeigt und mich ihr zaghaft angenähert habe, jeden Tag einen winzigen Katzenschritt mehr.
Die Dosine war übrigens ganz begeistert von der Geschichten-Idee. Außerdem ist sie ja Schriftstellerin und unterstützt Katzen in Not. Da war’s eh klar, dass ich sie rumkriege und dass das hier ein halber Roman wird. Als ich gefragt habe und dabei ganz frech eine Pfote auf die Tastatur ihres Rechners gesetzt habe, hat sie genauso überrascht geguckt wie im letzten Herbst, als ich nach drei Monaten hier bei ihr wie aus Versehen mit dem Köpfchen an ihrem Bein vorbeigestreift und dann – vor mir selbst erschrocken – schnell davongaloppiert bin. Das hat sie damals gleich notiert.
Ich weiß auch noch genau, wie ich einige Wochen danach das erste Leckerli aus ihrer Hand genommen habe. Da hat sie “Pauliiinchen, mein süßes Fellmädchen” und “Ja, kooomm, geliebte Fleckenbärin, ps, ps, psssss”, gerufen. Total plemplem. So ein Getue wegen eines Leckerlis! Aber na gut. Ich hab nichts dazu gesagt, bin kurz unters Bett geflitzt, um zu überlegen, und hab dann noch schnell ein zweites Leckerli genommen, damit das Gesülze wieder aufhört. Hat’s aber nicht. Das ging tagelang so. “Pauliiiinchen”, “Fleckenbääärin”, Tag und Nacht.
Das Highlight war dann mein erstes Schnurren im Frühjahr. Meine Dosine hat nach der langen Zeit nämlich gedacht, ich könnte gar nicht schnurren, weil ich als Baby Schläge und Tritte erleiden musste. Auch die Tierärztin meinte, da könne etwas beschädigt sein in meinem Kopf oder an der Kehle, oder ich hätte vielleicht ein ganz schlimmes Trauma. Sie hätten das Gesicht der Dosine sehen sollen, als da dieses wohlige Brummen aus meiner Schnauze drang. Sie ist durchs Zimmer über den flauschigen weißen Teppich zu mir geschlichen und hat mich mit zusammengekniffenen Augen angesehen, dann hinter die Schlafkugel aus Bananengras geguckt, in der ich lag. Sie dachte, meine Freundin Momo liege dahinter und schnurre. Momo schnurrt nämlich immer. Sie ist hier der Vollzeit-Schnurr-o-Mat. Momo lag aber nicht hinter der Schlafkugel. Da war weit und breit nur ich. Ich glaub, die Dosine hat geheult vor Rührung, aber ich bin nicht sicher. Ich habe es also gleich am nächsten Tag noch einmal getestet, aber da hat sie nicht geheult, das ist mal sicher. Dafür hat sie gegluckst, als ich vor gar nicht allzu langer Zeit einfach in der Sonne liegengeblieben bin und sie mein superweiches Fell habe streicheln lassen. Nur als Test natürlich. Ich wollte einfach mal wissen, wie sich das anfühlt, was die andern Katzen sich hier nonstop gefallen lassen. Und dann ging das wieder los: “Paulinenfellschatziiiii, Fleckenbääärin, Vacquitaaaaa … Wie gesagt – nur ein Test sollte das sein mit dem Streicheln lassen. Soweit mein Plan … Aber von vorn!
Ich war also in Frankfurt angekommen. Im Behindertenklo des Flughafens haben mich riesige fremde Hände umfasst, die Menschenfinger haben sich um meinen dürren Körper zwischen die Rippen gelegt und in eine andere Box umgesetzt. Das war die Box der Dosine, die mich abgeholt hat. Ich hab am ganzen Körper gezittert, haltlos, und mein Bauch hat weh getan. Er brannte wie Feuer, mein Hals auch, und ein bitterer Geschmack ist meine Kehle hoch gekrochen bis ins Maul. Das war die Angst, kein schlechtes Futter, denn ich hatte auf der ganzen Reise nichts gegessen, und das war schon ganz schön lange.
Noch nie vorher hatte mich ein Mensch angefasst – nur ein Mal beim Tierarzt. Und einmal ganz früher, als ich als kleine Fellnase von einem Baustoffhof gerettet worden bin, samt meiner Mama und meinen drei Geschwistern. In dieser Hölle bin ich im Frühjahr 2011 auf die Welt gekommen, unter schweren Einschalbrettern und zwischen rostigen Metallteilen, Nägeln und Schrauben. Dort war es laut, das Gelände voller riesiger gefährlicher Maschinen mit Zahnrädern und Sägezähnen, alles lag voller Dreck und Staub und Abfälle, und Mamas schwarzweißes Fell war eigentlich immer ganz schwarz. Die Arbeiter haben uns irgendwann entdeckt, weil Mama aus dem Versteck musste, um Essen zu suchen. Sie hat die Brotkrumen von ihren Vesperbroten aufgelesen. Das fanden die Arbeiter gar nicht lustig. Sie waren richtige Teufel.
Nach dem Flug von Südspanien nach Frankfurt saß ich dann noch mal zwei Stunden in einem Auto. Meine neue Dosine hat leise auf mich eingeredet. Sie wollte mich beruhigen, schon klar. Aber genützt hat es nichts. Ich wollte nur noch ganz klein werden und auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Also hab ich mich in eine Ecke der Box gepresst und die Augen so fest zugepresst wie es ging. Die Dosinen-Stimme war eigentlich ganz nett, und ganz tief in meinem Herzen hab ich wahrscheinlich schon damals gewusst, dass sie mir nichts Böses will. Aber in dieser Nacht war mir alles egal: Gut, Böse, die Dosine sowieso und auch was aus mir werden würde. Ich hab nur noch an meine Mama Daisy, meine Schwester Skye und meine Brüder Mailin und Maiken gedacht. Maiken hatte damals schon ein Zuhause in Spanien gefunden. Und Skye war wenige Wochen vor mir nach Deutschland gereist. Sie hat wie ich auch fast ein Jahr Zeit gebraucht, bis sie Menschenhände auf ihrem weichen Fell gemocht hat. Meine Mama lebt inzwischen auch in Deutschland. Nur der arme Mailin sehnt sich schon seit August 2011 nach (s)einem Menschen fürs Leben. Er lebt auf einer Pflegestelle bei Dortmund – er könnte also recht schnell zu Ihnen kommen
Damals, als die Arbeiter uns auf dem Baustoffhof entdeckt hatten, hat die Hölle angefangen. Die Männer waren nicht nett und trugen schwarze Stiefel mit Metallkappen. Wenn wir unter den Einschalbrettern die schweren Schritte gehört haben, erst leise, dann immer lauter, haben unsere Herzen fest gegen unsere Rippen geschlagen, fast lauter als die Stiefel auf der Erde, und wir haben kaum mehr geschnauft. Die Arbeiter haben nie mit uns geredet, so wie meine neue Dosine es macht. Und zu essen haben sie uns auch nichts gegeben. Im Gegenteil. Uns ging’s nicht gut, seit der älteste der Männer Mama hat raushuschen sehen, dann grinsend unter die Bretter geschaut und sofort darauf grölend was zu den anderen geschrien hat. Mama hat viel geweint in der Zeit und uns immer wieder unter andere Bretter getragen, damit die Männer uns nicht finden und uns nicht mehr weh tun mit ihren Stiefeln und dem Werkzeug, das sie manchmal in der Hand hatten.
Nach der Autofahrt vor genau einem Jahr hat die Dosine mich samt Box in ein eigenes Zimmer gestellt und die Boxentür aufgemacht. Ich muss sagen, sie hat sich echt Mühe gegeben. Da waren drei Näpfe, aus denen es wunderbar geduftet hat. Thunfisch, Lachs und Huhn. Frisches Wasser stand da, Katzenmilch, Katzengras, Trockenfutter … Ich hatte sogar ein ganzes Klo für mich allein! Mitten im Zimmer lag ein Rascheltunnel, und es gab zwei flauschige Decken in verlockend aussehenden Kuschelkörbchen. Ein Paradies. Eigentlich. Aber ich bin bloß aus der Box rausgeschossen und unter eine Kommode gekrochen. Ich hab mich total platt gemacht und meine letzte Kraft aufgeboten nach dieser schrecklichen Reise, und so hab ich’s bis ins hinterste Eck unter dieses große Möbelstück geschafft.
Ich hab’s einfach gemacht wie Mama auf dem Baustoffhof. Sie hat sich auch immer ganz fest auf den Boden gepresst, wenn die Arbeiter gekommen sind. So hat sie auch in die winzigsten Verstecke gepasst. In so einen winzigen Spalt gepresst, haben wir eines Tages neue, unbekannte Stimmen gehört. Ein Mann und eine Frau. Sie klangen nicht so rau und schabend wie die Arbeiter. Die Frau hat uns entdeckt. Jetzt fragen Sie mich bloß nicht, wie sie das gemacht hat, denn es war eigentlich nie eine Frau auf dem Gelände und schon gleich gar nicht bei uns in dem Eck hinter dem Kran. Ein siebter Sinn oder so, oder vielleicht hat die Katzenglücksgöttin sie geschickt. Egal. Es war das Beste, was uns hatte passieren können.
Die Frau hat sich in den Staub gekniet, ich hab ihre nackten Knie gesehen und den grünen Sommerrock mit dem Blumenmuster, der darüber gerutscht war, und gleich darauf hat sie leise zu uns gesprochen. Dann hat sie in einer Einkaufstasche gewühlt und ein Brot herausgenommen, ganz viele maulgroße Stücke abgebrochen und sie unter die Bretter gelegt. Ihre Knie sind graubraun vom Staub geworden. Dann ist einer der Arbeiter gekommen, er hatte kein Hemd an, und das goldene Kreuz um seinen Hals ist hin- und hergeschleudert, weil er so mit den muskelbepackten Armen herumgefuchtelt und gebrüllt hat. Die Frau ist aufgestanden und hat mit ihm geredet. Sie hat immer wieder auf uns gezeigt, sich schützend vor uns gestellt, aber der Mann mit den Stiefeln und dem nackten Oberkörper hat nur gelacht und die Frau samt dem Mann aus dem Gelände geworfen. Er hat sie richtig grob angefasst. Wir waren wieder allein.
Auch die erste Nacht unter der Kommode war ich allein. Das war ziemlich schlimm. Ich hab mich kaum getraut zu atmen. Es hat nach fremden Katzen und dem feinen Futter gerochen, auch etwa süßlich. Es war fast ganz dunkel und still, keine Katzenpfoten sind herumgetappt, kein Echo von kreischenden Raubvögeln und heimatlosen, hungrig jaulenden Hunden klang aus den Bergen herüber, kein Mondlicht hat sich über mein schwarzweißes Fell ergossen, so wie in dem Gehege, in dem ich bis vor zwei Tagen noch gelebt hatte. Dafür hatte ich einen irrsinnigen Durst, mein Mäulchen hat sich angefühlt, als stecke es voll von dieser gelben Dämmwolle, die auf dem Baustoff-Hof herumgelegen hatte. Und der Duft des Thunfisches hat mich fast um den Verstand gebracht. Aber ich hab mich echt nicht raus getraut. Ich musste immer an den Baustoffhof denken und die Stiefel, die uns weh getan haben, sobald wir unser Versteck verlassen hatten.
Meine Dosine ist immer barfuß ins Zimmer gekommen, sie hat schnell gemerkt, dass mir das am wenigsten Angst macht. Sie lag stundenlang auf dem Boden und hat zu mir geguckt, auch immer wieder die Augen zugemacht, damit sie mich nicht immer anstarrt und ich noch mehr Angst deswegen bekomme. Manchmal hat sie gesummt und mit so komischen Spielsachen rumgemacht. Ein Stab mit Federn dran, Bällchen mit Glöckchen drin, eine Stoffmaus, die sehr lecker nach Minze gerochen hat … Na ja, ich weiß inzwischen, dass Menschen echt seltsame Dinge machen und ziemlich verspielt sein können. Da muss man als stolze Spanierin einfach drüber wegsehen. Man wälzt man sich schließlich nicht ohne Weiteres mit fremden Menschen auf dem Boden herum und haut die Krallen in alberne Stoffmäuse oder jagt klappernden Plastikkugeln hinterher.
Auf dem Baustoffhof ist es noch schlimmer geworden, nachdem die Frau und der Mann dagewesen waren. Die Arbeiter haben den ganzen restlichen Tag über die beiden gelacht und über deren Plan, uns als Katzenfamilie dort rauszuholen. Am nächsten Tag haben die Teufel uns gesucht, bestimmt wollten sie uns töten. Aber Mama hatte uns noch in derselben Nacht unter einem anderen Bretterhaufen ganz nah an einem Bauzaun versteckt. Das war schlau von ihr. Die Arbeiter sind am Mittag direkt neben uns gestanden und haben geraucht, ich hab unter einem Brett mit vielen Spreißeln drin vor geguckt, und die Metallkuppen der Stiefel haben direkt vor meinem Näschen in der grellen Sonne geblitzt. Puuuh, mein Herz hat ganz schön gepocht, sag ich Ihnen. Wir haben alle fünf nicht mal den winzigsten Raunzer von uns gegeben, damit die Teufel uns nicht sehen. Ein paar Stunden später schon sind die Frau und der Mann wiedergekommen, das war am späten Nachmittag. Sie haben eine Transportbox in der Hand gehabt und mit den Arbeitern geredet, bis ein Geschrei losgegangen ist. Da ist der dicke Oberteufel aus einer Holzbaracke gekommen, hat die beiden vor die Tür gesetzt und den anderen Teufeln befohlen, weiterzuarbeiten und den Mann und die Frau nicht wieder reinzulassen. Am nächsten Tag sind die beiden trotzdem wieder auf das Gelände gekommen. Wieder hat der Oberteufel sie rausgeschmissen. Die Frau hat noch ganz rasch zwei Schälchen mit echtem Katzenessen für uns neben den Bauzaun gestellt, aber der Chefteufel hat es vor unseren Augen in den Staub gekippt und ist mit den Stiefeln darin herum gestampft. Mama war schon ziemlich schwach zu der Zeit, weil sie nicht mal mehr Brotkrumen mehr gefunden hat. Alles lag nur voller aufgerauchter Kippen.
Am dritten Tag unter der Kommode hat die Dosine zu mir gesagt, ich müsse jetzt rauskommen und trinken. Sonst würde ich dehydrieren. Na toll. Ich hatte keine Ahnung, was dehydrieren ist, aber es hörte sich nicht gut an. Rausgekommen bin ich trotzdem nicht. Aber die Dosine war auch schlau, wie meine Fellmama. Sie hat einfach die Tür zu meinem Quarantänezimmer aufgelassen. Und dann ist ein Kater reingekommen. Wow, ich sag’s Ihnen! Ich war hin und weg von dem Kerl: groß, grau, leuchtende Bernsteinaugen … Ich hab mich tatsächlich ein winziges Stückchen nach vorn geschoben, so etwa zehn Zentimeter, und der Kerl hat sich verführerisch vor mir auf dem Boden gerekelt. Uff. Aber schon beim zweiten Rutscher nach vorn ist mir eingefallen, dass ich ja Angst hab. Also bin ich einen weiteren Tag unter der Kommode gekauert. Der Graue ist nicht von meinem Versteck gewichen. Außer zweimal – da hat er aber nur meine Futternäpfe geleert und mein Klo benutzt. Dann kam noch eine Kätzin. Erst hab ich gedacht: Mist, Konkurrenz. Aber was macht die Katze? Schmeißt die Schnurre an, sich selbst neben den Grauen vor die Kommode – und streckt eine Pfote zu mir! Können Sie sich das vorstellen? Ihr Macker sitzt Stunde um Stunde bei einer anderen (also bei mir) – und die legt sich dazu und schnurrt! Mit der stimmt doch was nicht, hab ich gedacht, mit der will ich gar nichts zu tun haben, also hab ich erst mal so richtig losgefaucht da hinten in meinem Eck. Und was passiert? Nichts! Faucht die nicht mal zurück. Unglaublich, diese Deutschen. Kein Kampfgeist! Die Dosine hat die beiden dann auch noch gelobt! Von wegen “Krabat-Schatz und Momo-Herz, ihr seid meine Besten” und so. Das hat mir dann schon gestunken. Schließlich wollte ich auch zu den Besten gehören! Da hab ich dann ernsthaft überlegt, doch mal raus zukommen.
Auf dem Baustoffhof kam irgendwann auch der Tag des Rauskommens. Die Frau und der Mann sind jetzt fast jeden Tag dagewesen, aber nicht auf dem Gelände, sondern draußen, hinter dem Bauzaun. Da sind sie herumgeschlichen, abends, wenn die Teufel weg und die dröhnenden Maschinen aus waren. Sie haben auf Englisch miteinander geflüstert und sich mit “Pam” und “Mike” angeredet. Wenn kein anderer Mensch mehr in der Nähe war, haben sie Essen durch die einzige Stelle des Zauns geworfen, an der ein Brett locker war. Das hatte Mike herausgefunden. Und dann war da der Moment, in dem Pam und Mike samt Transportbox vor die Oberteufel-Baracke spazierten. Mitten am Tag. Sie haben mit dem Dickwanst diskutiert, sind dann mit ihm in der Baracke verschwunden, und ich hab stundenlang nur gedämpfte Stimmen gehört. Zuerst noch recht laut, und Pam hat dann auch mal geschluchzt. Aber dann wurden alle sanfter, sogar der Oberteufel.
Gegen Abend sind Pam und Mike dann raus- und direkt auf uns zugekommen. Der Oberteufel ist bei der Baracke stehen geblieben und hat die Arme in die Hüften gestemmt. Gesagt hat er nichts, nur herüber gestiert. Wahrscheinlich hat er Pam für verrückt erklärt, als die sich in unserer Nähe hingekniet und ein Schälchen mit köstlichem Essen in die Box gestellt hat. Dann hat sie ein zweites Schälchen genommen und eine Spur mit winzigen Häppchen bis fast vor unsere Schnauzen gelegt. Sie hat sich ganz langsam dabei bewegt und immer leise geredet. Mama ist sofort hinausgetrabt und hat sich auf das Essen gestürzt. Ein paar Unterteufel haben sich zum Oberteufel gestellt, geraucht und gelacht, als Mama schließlich in die Box gelaufen ist und Pam diese mit langsamen Bewegungen geschlossen hat. Mike hat meine Geschwister und mich unter den Brettern rausgefischt. Im Alter von mittlerweile fünf Monaten packte mich nun zum ersten Mal eine Menschenhand. Das war gruselig. Die Hand roch nach Seife und Plastik, und es war kein Fell über der Haut. Ich hab in Sekundenschnelle alle meine Kräfte mobilisiert, mein winziges Maul weit aufgesperrt und meine spitzen Zähne in Mikes Daumen geschlagen, und als das nichts nützte, noch die Krallen ausgefahren und Mikes Arme bearbeitet. Wenigsten da hatte er ein spärliches Fell. Aber Mike war stärker, und das Blut an dem Daumen und am Arm hat er nicht mal beachtet. Nur wenige Griffe – und wir saßen alle fünf im Transportkorb. Als ich drin war hat er zu Pam gesagt: “O je, die Schwarzweiße ist so klein und dünn, hoffentlich schafft die’s.”
Ich hab keine Ahnung, was Pam und Mike damals mit dem Chefteufel ausgehandelt haben. Vielleicht haben sie ihm Geld gegeben. Oder mit der Polizei gedroht. Jedenfalls schreibt Mike sich regelmäßig E-Mails mit meiner Dosine, und die will dann immer, dass ich mich dekorativ aufs Sofa lege oder zwischen die gelben Blumen auf den sonnigen Balkon setze, damit sie Fotos für Mike und Pam und Olga machen kann. Olga ist die Frau, zu der Pam und Mike uns direkt gebracht haben. Sie hat eine Katzenpension und ist eine Freundin von Ana, die schon Tausenden von uns Fellnasen das Leben gerettet hat. Ana ist das Herz und die Seele von “Sieben-Katzenleben e. V.”
Bei Olga haben uns viele Artgenossen begrüßt. Wir hatten ein großes Gehege, genügend zu essen, Decken, und wurden auch kastriert und geimpft. Ana hat uns in die Vermittlung von “Sieben-Katzenleben” genommen. Dort hieß ich Sidney. Olga, bei der ich jetzt auf meine Menschen fürs Leben gewartet habe, hat mich “Vacquita” genannt. Das bedeutet “kleine Kuh”. Und das einer stolzen Spanierin wie mir! Ne, wirklich …
Meine Dosine fürs Leben hat mich Pauline getauft. Jetzt hatte ich also drei Namen. Pauline gefällt mir, und ich komme inzwischen gleich angetrabt, wenn die Dosine mich ruft. Rechts auf der Flanke trage ich übrigens ein großes schwarzes Herz. Wenn die Dosine Besuch hat, sagen alle sofort: “Ooooh, guck mal, die hat ja ein Herz auf der Seite, hast Du das schon gesehen?”
Als ich nach fünf Tagen immer noch unter der Kommode gekauert bin, ist meine Dosine unruhig geworden. Dauernd ist sie um das Möbel rumgelaufen, ich hab ihre Zehen gesehen. Hin und her und hin und her. Dann ging’s wider los von wegen dieser Dehydriererei und so. Ich hatte nach den fünf Tagen aber schon gar keinen Durst mehr. Und ich hab auch nur noch geschlafen. Ich erinnere mich auch kaum an die Zeit vor dem fiesen Akt meiner Dosine, der jetzt kam. Aber dass der graue Krabat und die Momo mit dem Tabby-gestromt-Muster immer noch da saßen, das weiß ich noch. Die Dosine hat an diesem fünften Tag die Tür meines Zimmers zugemacht und eine große Decke in der linken Hand gehalten. Rechts hielt sie eine große Spritze. Sie können sich denken, dass ich da schon gewarnt war und mich sofort wieder in die hinterste Ecke gepresst habe. Und gezittert hab ich auch wieder, von meinem Herzklopfen sag ich schon gar nichts mehr. Dabei hatte ich schon ganz zaghaft angefangen, ein wenig mutiger zu werden. Ich schwöre, es waren sicher 25 Zentimeter, die ich mich in den fünf Tagen bewegt hatte! Weil doch Krabat und Momo da saßen mit ihrem lauten Schnurren. Dann hat es gerumpelt. Und in meinem finsteren Eck ist es plötzlich so hell geworden, dass ich die Augen zukneifen musste. Hat die einfach die ganze Kommode von der Wand weggerückt! Ich hab gar nicht mehr aufhören können zu zittern. Ich dachte, ich muss schon wieder in eine kleine Box und werde um die halbe Welt transportiert. Und ich war doch schon so schwach. Und dehydriert – jetzt wusste ich endlich auch, was das ist, weil die Dosine immer wieder gesagt hat, ich müsse Flüssigkeit aufnehmen, weil ich sonst austrockne.
Das war mir aber in dem Moment so egal wie ein wasserloses Flussbett in Hinterchina, und ich bin in heller Panik unter der Kommode hervorgeschossen und wollte unter das Regal am anderen Ende des Zimmers kriechen. Doof nur, dass ich nicht drunter gepasst habe. Jedenfalls nicht ganz, nur mit dem Kopf. Dann bin ich stecken geblieben. Und bevor ich mir einen Plan B zurechtlegen konnte, lag die Decke über mir und ich war darin eingewickelt. Ich kann Ihnen sagen, mir ist das Blut überallhin geschossen, das Adrenalin sowieso, und ich hab geschrien und versucht zu kratzen und zu beißen, so fest ich nur konnte. Fest war’s nicht. Das gebe ich zu. Ich glich einer Mumie in der verfluchten Decke, und meine Pfoten lagen wie gefesselt an meinem Körper. Dann griff die Dosine nach der Spritze. Ich hab erst jetzt gesehen, dass keine Nadel drauf war. Ich hab trotzdem gefaucht wie noch nie im Leben, und plötzlich hatte ich dieses Plastikding im Maul und schluckte Wasser und Fleischbrühe ohne Gewürze. Die Dosine hat das ganz vorsichtig gemacht. Ein kleiner Schluck. Wieder einer. Bis ich fünf Milliliter intus hatte und die Spritze leer war. Ein Witz verglichen mit dem, was ich heute so wegsaufe. Nach einer Pause, in der ich weiter pausenlos gebrüllt und gebrüllt habe, hielt sie plötzlich eine zweite Spritze in der Hand. Mein Geschrei hat ihr überhaupt nicht imponiert, das hat mich natürlich noch mehr provoziert. Also hab ich nach der Hälfte der zweiten Spritze einen Trick angewendet. Ich hab erst brav getrunken. Und es war ehrlich gesagt gar nicht schlecht, vor allem war in der zweiten Spritze irgendwas mit Ei und Thunfisch. Das hat ihr bestimmt Olga verraten, dass ich für Thunfisch jede noch so frische Maus in ihrem Loch verrotten lassen würde. Aber zwingen lass ich mich trotzdem nicht! Ich bin schließlich eine stolze Spanierin! Also hab ich aufgehört zu strampeln, hab noch ein winziges Schlückchen genommen und einen auf super lieb gemacht. Und ha! Es hat funktioniert: Die Dosine hat einen winzigen Wimpernschlag lang locker gelassen … und ich, zack, Krallen ausgefahren und raus aus der Decke. Sie hat noch versucht, mich festzuhalten, aber das hat dann damit geendet, dass sie geschrien hat. Mit gutem Grund: Von der Schulter bis zur Hand hab ich ihren Innenarm zerfräst! Drei lange rote Bahnen und eine kürzere vierte, daraus quoll immer mehr Blut. Der Teppich war hinüber, das können Sie ruhig glauben. Und die Geduld meiner Dosine auch. Aber ich bin eben ein Raubtier, da gibt’s selbst am stabilsten Kratzbaum nix dran zu rütteln.
Ja, ich weiß … Das war dennoch nicht nett. Aber was hätten Sie denn getan, in Panik und zum Trinken gezwungen? Purer Instinkt, ehrlich. Das Trinken war’s dann aber, was mich wieder Leben hat spüren lassen. Ich hab nämlich gemerkt, dass ich tatsächlich dehydriert war. Dieser Tag war wie ein Initialkampf zwischen der Dosine und mir. “Mistvieh, du blödes”, hat die da noch zu mir gesagt und ist raus ohne ein weiteres Wort. Mitvieh! Ich! Das müssen Sie sich mal vorstellen!
Fünf Monate hatte ich auf dem Baustoffhof gelebt. Dann ein Jahr bei Olga. Lange Zeit hat sich überhaupt niemand für mich interessiert, weil ich keine Schmusekatze war und außerdem schwarzweiß bin. Wie meine schwarzen Artgenossen, die braunen Tiger und vor allem die Tiger mit Weiß (so einer ist mein Bruder Mailin auch, Sie wissen, der sucht noch …) warten wir “Kuhkatzen” immer besonders lang auf ein schönes Zuhause. Ich verstehe das nicht, wir sind doch auch liebe Katzenseelen und wünschen uns Vertrauen und Liebe für immer. Aber das hab ich ja jetzt. Und wie!
Seit dem Tag mit dem Zwangstrinken hab ich auch gegessen. Ne, stimmt nicht. Ich hab geschlungen. Alles, was irgendwo stand, wurde vernichtet. Thunfisch und Lachs – die esse ich heute noch am liebsten –, die Marmelade vom Brot der Dosine, und manchmal kurzerpfote das ganze Brot selbst. Kannte ich ja vom Baustoffhof. Ich war total ausgehungert und trotz Olgas Fürsorge noch immer viel zu dünn. Kann man heute nicht mehr unbedingt von mir behaupten. Die Dosine sagt manchmal “Dickerine” und “TroFu-Vernichtungsmaschine” zu mir. Aber nicht, dass Sie jetzt glauben, ich sei fett. Bin ich nicht. Aber ich hab 900 Gramm zugenommen. Die Tierärztin sagt, ich sei jetzt perfekt: toller Muskelaufbau, tolles Fell, tolle Krallen. Und natürlich bin ich längst die dritte “big cat love” meiner Dosine.
Apropos Muskelaufbau und Krallen … Nachdem ich unter der Kommode vorgeschossen war und endlich gegessen hatte, bin ich – nur zur Sicherheit – erst mal unters Bett umgezogen. Da hab ich dann einige Wochen gewohnt. Aber nur tagsüber. Nachts bin ich jetzt raus geschlichen auf meinen rosa und schwarz gemusterten weichen Zehen und hab mich heimlich in der Wohnung umgesehen. Krabat und Momo sind immer neben mir her, haben ihre Nasen an meine gehalten und mich genauer beschnuppert. Die haben richtig sympathisch gerochen. Zwei- oder dreimal hat Momo sogar mit mir geköpfelt, das hat mir gefallen, heute machen wir das ständig. Und dann ist’s passiert …
… Ich wollte die Kochbücher auf dem Kühlschrank beschnuppern, weil die Dosine in ihren eigenen Büchern einen Kriminalkommissar hat, der für seine beiden Kater Bentley & Bugatti Rezepte erfindet und sie dann bekocht. Vielleicht gab’s ja ein feines Rezeptbuch für Katzen hier? Gefunden habe ich keines, dafür aber ein Regal, auf das ich wunderbar vom Kühlschrank aus springen konnte. Das war acht Tage nach meiner Ankunft in Deutschland. Und es roch hier auf dem Regal nach Heimat. Also bin ich an den Flaschen und Gläsern entlang balanciert. Salatkräuter gab’s da, Petersilie, Basilikum, Balsamicoessig in Rot und Weiß, Kürbiskern-, Hanf- und … Olivenöl. Die Olivenölflasche war’s dann auch. Sie hat geduftete wie die Luft in Südspanien. Ich dachte sofort an meine Mama und Skye und Maiken und Mailin, an deren Wärme und weiches Fell, an die Sonne im Süden, und vor lauter Sehnsucht hab ich meine Nase ganz fest an der Flasche gerieben …
… Peng! Ein Klirren, ein Splittern, die Flasche lag auf dem Boden. Ich hab runter geguckt, mal wieder zitternd und zudem reglos lauschend, ob die Dosine kommt und schimpft. Aber nichts hat sich gerührt. Auf dem Boden lag die Flasche. Unversehrt. Alles gut. Könnten Sie jetzt denken …
Am nächsten Morgen dann tapste die Dosine barfuß und ohne Brille in die Küche, um sich Tee zu kochen. Ich hab sie beobachtet. Dafür bin ich sogar extra ein paar Schritte unterm Bett vorgekommen, wohin ich mich nach dem nächtlichen Malheur schnurstracks wieder verkrümelt hatte. Also die Dosine tapste da rein und bückte sich. Murmelte was, hob die Flasche auf und stellt sie … aufs Kochfeld des Herdes. Das ist nämlich genau unter dem Regal. Oder besser gesagt: war. Mal unter uns: Gegen die Qualität der Olivenölflasche ist echt nichts zu sagen. Richtig stabil das Ding. Kracht da von dem Regal auf das genau fünf Monate alte Induktions-Kochfeld aus gehärtetem Spezialglas, zerlegt selbiges in eine Million winzigste Splitter und hüpft weiter auf den Boden. Ohne auch nur einen Kratzer abzukriegen – und das war’s.
Das war’s – das hab auch ich gedacht. Ich schwör’s Ihnen: Ich war überzeugt, die Dosine stopft mich in die Transportbox und schickt mich mit dem nächsten Flieger fluchend und ohne Rückflugticket zurück zu den Teufeln auf dem Höllen-Baustoffhof. Am Boden zerstört, habe ich mich auf selbigen gekauert, direkt am Türrahmen, und von da in die Küche geschielt. Und was passiert: Die Dosine dreht sich zu mir um, geht in die Hocke und sagt ganz sanft: “Mensch, Paulinchen, Du Unglücksrabe, komm, ps, ps, ps, koooomm, zeig mir mal Deine Pfötchen.” Sie robbte auf mich zu – und ich, zack, unters Bett, so schnell wie noch nie. Das war doch ein Trick von ihr, um mich in die Box zu locken! Und ich wollte nicht zu den Teufeln zurück! Nie wieder!
Die Dosine hat an dem Tag zuerst die Pfoten von Krabat und Momo untersucht, ewig mit diesem mega Monster von Staubsauger herumhantiert und dann sehr viel und lautstark geschimpft. Nicht wegen mir. Sondern wegen IKEA. Sie hing am Telefon, stundenlang, hat mit den Fingern auf die Tischplatte getrommelt und mit immer schrillerer Stimme einzelne Wörter in den Hörer gebrüllt wie “Service”, nach einer Pause “Produkt”, dann “Garantie”, “Küche” und anderes. Das ging ein paar Mal so, immer von vorn, dann hat sie plötzlich den Hörer in die Ecke ihres Büros geknallt und das böse Wort mit dem “Sch” vorne dran gebrüllt. Uiuiui, ich bin ganz fein unterm Bett geblieben.
Die Dosine war dann den ganzenTag weg. Am Abend kam sie mit einem Riesenpaket. Um Mitternacht war dann das neue Kochfeld drin und Scherbenhaufen und Werkzeugkasten sicher im Keller verstaut. Die Dosine hat geschwitzt – aber wenigstens hatte sie das letzte lieferbare Kochfeld ergattert (das war nämlich nicht mehr im Programm, deswegen hat sie auch so lange herumtelefoniert vor dem Losfahren). Sonst hätte sie eines mit anderen Maßen nehmen müssen – und dafür auch noch eine neue Arbeitsplatte über die gesamte Einbauküchenlänge kaufen und die Mulden für Spüle und Kochfeld neu aussägen. Puuuh, das hätte ich wohl nicht überlebt. So sagte sie nur: “Nochmal so eine Aktion, und du kriegst einen Monat nix zu essen!”
Weja, hab ich gedacht, ich muss echt aufpassen. Hab ich dann auch gemacht. Und bis auf den Ausrutscher mit dem ersten Tierarztbesuch ist auch nie wieder etwas passiert (ich wollte nicht in den Transportkorb, und die Dosine hatte ja noch den unzerkratzten zweiten Innenarm – aber lassen wir das jetzt lieber …).
Es waren also nur unsere beiden ersten gemeinsamen Wochen etwas … ungewöhnlich. Und dann ging’s los. Ich bin unter dem Bett vorgekommen und habe auf dem Sofa gelegen – erst auf Abstand, dann neben den anderen Fellnasen. Krabat hat angefangen, mein Köpfchen zu putzen, und auch Momo hat sich oft neben mich gelegt. Morgens sind die anderen immer in die Küche gestürmt, sobald die Dosine hineinging, und ich habe viel nachgemacht: bin der Dosine um die Beine gestrichen, habe sie von unten mit meinen großen Auge angeguckt und einfach mal drauflos geplappert und bin ihr ab und zu hinterhergelaufen – auf Abstand, versteht sich. Nach etwa einem halben Jahr bin ich überall, wo ich lag, auch dann liegen geblieben, wenn die Dosine direkt an mir vorbeigelaufen ist. Ich habe endlich verstanden, dass sie mich nicht tritt, so wie die Teufel früher.
Weitere zwei Monate später hab ich die Dosine auch über mein Fell streicheln lassen, zuerst immer nur kurz, aber es war nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Im Frühjahr lag ich einmal auf dem Balkon in der Sonne und habe einer Amsel zugeschaut. Der Speichel hat sich schon in meinem Maul gesammelt, denn das dreiste Federvieh hüpfte direkt hinter dem Katzennetz herum. Vor lauter Gier hab ich zuerst gar nicht gemerkt, dass die Dosine hinter mir stand und anfing, meinen Kopf und den Hals zu kraulen. Ich habe das dann – wie anfangs gesagt – einfach als Test deklariert. Aber weil’s gar nicht so schlecht war, hab ich sie ein zweites und drittes Mal machen lassen, und irgendwann hat’s mir richtig gefallen.
Dann kam der Tag mit dem Schnurren in der Schlafkugel. Das ist mir einfach so passiert. Das Kissen darin war frisch gewaschen und hat geduftet. Ja, in manchen Dingen bin ich komisch: Ich liebe nämlich frisch gewaschene Decken und Kleidung. Krabat auch. Momo pennt überall, die ist da nicht so Dame wie ich. Jedenfalls musste ich in der Schlafkugel erst einmal ganz genüsslich herumtrampeln und das Kissen in Form bringen – und da hab ich losgeschnurrt. Richtig laut und lang. Das war da, als ich glaubte, die Dosine habe vor Rührung eine Träne verdrückt.
Wenn ich einen meiner großzügigen Tage habe, lasse ich mich auch schon von einem ins andere Zimmer tragen. Aber nur unter einen Arm geklemmt. Ich stelle mich da noch etwas an, strecke alle vier Beine in alle vier Richtungen und jammere ab und zu pro forma. Aber auf den Arm und meckerfrei geht halt noch nicht. “Macht nichts”, sagt die Dosine, wenn ich mich mal wieder ziere – manchmal auch bei Dingen, die ich eigentlich schon lange kann und sogar mag. “Du hast alle Zeit, die du brauchst.”
Vorhin, als sie Pause von Schreiben gemacht und meine großen Ohren gekrault hat, hat die Dosine mir erklärt, dass ich am 4. Juli 2014 dann ganz tiefenentspannt auf ihrem Schoß liegen würde. Nicht nur zum Diktieren auf dem Schreibtisch.
Ich muss darüber erst noch nachdenken.
Bis dahin wünsche ich Ihnen und Ihren lieben Vier-, vielleicht auch Drei- und Zweibeinern ein schnurriges Zusammenleben mit uns Fellnasen – und Geduld und Freude, falls Sie sich für ein (Noch-)Scheuchen entscheiden!
Ihre Sidney aka Pauline ^^