Heute vor 7 Monaten landete ich in Hannover, meine Dosenöffnerin hat extra so lange gewartet mit diesem Text, sie wollte nämlich auf “den Haken an der Katze” warten. Gibt aber keinen, ätsch! Darum habe ich sie heute genötigt, in die Tasten zu hauen.
Ich bin also am 03.03.12 nach Deutschland geflogen, nachdem sich mein Nackt-Frauchen (Ja, ehrlich – die kommen ohne Fell und mit nur 2 Beinen zurecht!) in mich verliebt hatte und gegen den Willen ihres Gatten eine Anfrage zu 7KL gesendet hatte. Das Männchen hat sie einfach ignoriert, als es immer wieder meinte: “Katzen brauchen Auslauf. Die muss runter.” Das darf ich aber nicht, ich habe nämlich FIV und könnte die Nachbarskatzen anstecken. Was das heißt, weiß ich leider nicht, ist mir aber auch pupsegal, da ich keinerlei Probleme habe und ich hier oben sowieso so ziemlich alles besitze, was ein Kater so braucht.
Hier oben heißt, ich residiere in einer Dachgeschosswohnung mit Balkon und bin außerdem stolzer Hundebesitzer und Kaninchenhalter. Quasi neureich über Nacht, ha! Die Langohren sind ganz nett anzusehen, man darf sie immer mal mit der Pfote antippen oder auf sie zuspringen, als würde man sie wie ein wilder Tiger reißen wollen, die schaffen es aber tatsächlich, mich komplett zu ignorieren. Anknabbern darf ich sie auch nicht, das probiere ich manchmal wenn sie auf unserem Sofa sitzen, aber da macht das Frauchen nicht mit. Wenn die wüsste wie gut die schmecken, aber die gehört ja seit Jahren zur Gattung der Gemüsefresser.
Auf jeden Fall habe ich mich hier sofort nach Ankunft eingelebt: erste Amtshandlung war selbstredend die Überprüfung und Benutzung der rosa Katzentoilette (Nur weil ich kastriert bin, oder was?), anschließend bin ich unters Bett verschwunden um mich zu akklimatisieren (Natürlich hatte ich auch etwas Angst, das muss ja aber nicht jeder wissen). Jeden Tag bin ich dann etwas länger hervorgekommen und habe mich näher an die neuen, gruseligen Sachen herangetraut. Nach einer Woche war klar, dass ich mit der Meute ganz zufrieden sein kann und ich brauchte meinen Unterschlupf nur noch wenn Besucher kamen. Heutzutage dränge ich mich auf jeden freien Schoß, man kann sich ja schließlich kennenlernen;-) Selbstverständlich habe ich anfangs alles und jeden angefaucht, gehört sich doch so als Kater. Aber sobald die warmen Hände der Menschen in meine Richtung kamen, konnte ich nicht anders als ungehalten loszuschnurren. Und dabei hat das Frauchen immer total hochtönig geqiekt, so ähnlich wie “Hach, ist der süß” und “Ach Gottchen, das kleine Stupsnäschen” oder “Guck mal, die niedlichen Füßchen”. Peinlich!
Apropos Schnurren, das hat das Frauchen nächtelang wachgehalten: ich hab mich einfach mitten auf ihr Gesicht gelegt und lauthals losgesummt wie ein Elektrorasierer. Nicht, dass die sich heimlich davonstiehlt und mein Napf demnächst leer bleibt! Irgendwann hatte ich aber Einsicht und seither gebe ich mich mit ihrem Kopfkissen und ihrem Hals-Schulter-Bereich zufrieden, die Augenringe sind seitdem fast weg. Die Bettdecke und Frauchens untere Körperhälfte gehören nachts außerdem schon Pauline.
Das ist meine stummelschwänzige Mitbewohnerin mit dem Babyface. Das Frauchen liebt dieses drahthaarige, treudoofe Tier abgöttisch. Eigentlich ist sie nicht viel größer als ich, hat aber ein paar mehr Muckis, was sie körperlich zu einer starken Konkurrenz macht. Sie lebt schon seit 5 Jahren hier und hat natürlich gewisse Besitzansprüche, was Liegeplatz und Spielzeug angeht. Am ersten Tag habe ich ihr einen richtigen Ordnungsklaps mit der Kralle übergezogen, danach hat sie tagelang gezittert, sobald sie mich gesehen hat. Pah, wie die schauspielern kann! Wer zieht denn hier die Lefzen hoch, wenn ich nur etwas zu nah an ihren Futternapf rangehe? Mit der Zeit haben wir aber eine Symbiose gebildet, in mancher Hinsicht profitieren wir ja beide voneinander. Ich hole nämlich z.B. das Fleisch von der Anrichte, da kommt so eine Fußhupe schließlich nicht hin. Sie zerreißt die Gefriertüte und dann schnapp ich mir schnell ein Stück, bevor sie alles mit einem Haps verspeist.
Ich könnte die Tüte natürlich auch selbst zerfetzen, aber das hat das Frauchen irgendwann unterbunden, indem sie mir einfach hinterlistig und gemein alle Zähne ziehen ließ. Von wegen Karies, Eiter, Mundgeruch und Wackelzahn, blabla – was die dem Tierarzt für Geschichten erzählt hat. Wenigstens meine Eckzähne durfte ich behalten! Damit komme ich trotzdem prima zurecht, meiner Gier entgeht nichts. Naja, ich kann Frauchen eben auch nicht böse sein. Tut jetzt gar nicht mehr weh beim Kauen und sieht lustig aus wenn ich gähne.
Allgemein gebe ich gern zu, dass ich ein Allesfresser bin. Pauline ist allergisch und wird daher gebarft. Leber, Seafood, Entenflügel, Ziegenrippe und vieles mehr…. Mhjam und da halte ich mich auch gern dran. Am liebsten erlege ich auf dem Balkon tote Eintagsküken (Was denn, ist doch lecker!), trage sie dann quer durch die Wohnung und klatsche sie Frauchen auf die Hausschuhe, bevor ich sie in einer stillen Ecke genüsslich verspeise. Aber auch die gute alte Dosenmahlzeit verschmähe ich nicht. Und klar stibitze ich auch Brot, Käse, Wurst, Kartoffeln, Joghurt, etc vom Tisch. Selbst schuld, wenn sie das gute Zeug so großkotzig auftischen!
Grob gesagt, ist meine Aufgabe hier den ganzen Tag schön auszusehen (das tu´ ich von Natur aus) und für gute Laune zu sorgen. Dabei verteile ich meine Haare flächendeckend gleichmäßig in der Wohnung und bringe, je nach Situation, etwas Ruhe oder mehr Schwung in die Bude. Diesen ganzen Katzenspielzeugkommerz boykottiere ich dabei vehement! Was soll ich denn bitte mit einer Klappermaus anfangen? Hey, ich komm von der Straße: mir genügt auch mal ein Löffel, Hasenkötel, Ohrringe, Magneten, Gummibärchen, Knöpfe, Alufolienbällchen, Briefe… Ich bin halt kreativ!
Dabei verhalte ich mich stets mucksmäuschenstill, denn lautstarkes Erzählen gehört zu typischen Charakterzügen von Siamesen und diesem Klischee gebe ich mich ungern hin. Nur bei der Futterzubereitung rutscht mir ein dezentes “Mau” heraus oder wenn Frauchen mich früh nicht mit ins Badezimmer nimmt.
Mein männliches Personal habe ich mir mittlerweile so gut erzogen, dass er mit mir schmust, wenn das Frauchen außer Haus ist. Wahrscheinlich hatte er anfangs einfach Bedenken, schließlich war er lange Einzelkämpfer in der Weiberwirtschaft und das neue Sofa war erst 2 Wochen alt. Jedenfalls findet er mich jetzt auch herzallerliebst, nennt mich liebevoll “Hans-Peter” und hat nach anfänglichem Ekel sogar gelernt das Katzenklo fachmännisch zu säubern.
Ich finde es übrigens immer wieder faszinierend, wie gut die Reinigung hier funktioniert. In den ersten Tagen bin ich immer und immer wieder rein, bevor ich gemerkt habe, dass das Frauchen nur macht, damit Pauline nicht “naschen” geht. Igitt, so eine Bulldogge ist schon unhygienisch. Dass die nicht krank wird bei soviel Schlammbädern, Zecken und Sch…fressen!?
Ich war ja auch schon mal krank hier, aber in Deutschland gibt es dafür sogar richtige Spezialisten. Ich dachte schon, das Frauchen bringt mich zur Perrera. Nö, wir sind zu vielen netten Leuten spaziert. Dort gab es was zum Spielen und Naschen: Röntgen, Ultraschall, EKG, Wurmkur, Antibiotika, Putenfleischdiät, Entwässerungstabletten, usw. Das ganze Programm haben die wochenlang durchgezogen, nur weil ich innerhalb 10 Tagen dreimal umgekippt bin und nicht ansprechbar war. Weiß ich doch nicht, was da noch in mir schlummerte! Bestimmt ein nettes Mitbringsel aus Spanien. Gefunden haben die Weißkittel nichts, aber alle haben mein freundliches Wesen gelobt. Natürlich bin ich Gentleman, nicht dass die mich mit dem nächsten Flieger zurückschicken! Ich stehe sogar vom Sofa auf, gehe zum Kratzbaum im anderen Zimmer, schärfe mir die Krallen und komme gemütlich auf Frauchens Schoß zurück getapst. Manchmal fange ich Fliegen auf dem Fensterbrett oder bekomme meine obligatorischen 5 Minuten, wo ich wie ein wilder Stier durch die Bude renne. Aber trotzdem gaaanz vorsichtig, damit nix zu Bruch geht. Meine Hobbys sind außerdem: Sonnen auf dem Balkon (das hat mir Pauline gezeigt), Frauchenputzen (da ziert die sich wie ein Welpe sag ich Euch), abchillen in unmöglichen Positionen (die sind doch nur neidisch) und Meerschweinchen-TV (Das kleine Ding ist leider verstorben, ich war es aber nicht!).
Wie ihr lesen könnt, ist so eine Nacht-und Nebelfahrt von Dresden nach Hannover und wieder zurück, ohne Pause und nach einem 11-Stunden-Arbeitstag, durchaus lohnenswert. So einen Hauptgewinn wie mich findet man eben nicht beim Händler nebenan. Zum Glück hat Ana, der Schutzengel von Jerez, meine Qualitäten erkannt und hilft auch weiterhin meinen Kumpels vor Ort aus der Misere. Ihr müsst mir die Daumen drücken, dass bald ein weiteres Kätzchen einzieht – die Kaninchen sind ja schließlich auch zu zweit! Frauchen sagt, so einen verschmusten und pflegeleichten Zeitgenossen wie mich gibt es nicht noch einmal. Aber glaubt ihr das bitte nicht, die Tierheime sind voll mit solchen Goldstücken wie mich und sie warten nur auf Euch!
Liebe Menschen, liebe Vierbeiner, lasst es Euch gut gehen und genießt die gemeinsame Zeit!
Einen sonnigen Gruß aus Sachsen sendet Euch
Euer Cielito (span. Himmelchen = dt. Schätzchen, Engelchen)